Tattoo bei Tx

Das Thema Tattoo bei transplantierten, ist nicht gerne gesehen. Besser gesagt, überhaupt nicht gerne.

Und trotzdem möchte ich euch mein Erlebnis dazu erzählen.

 

 

Bevor jetzt alle wieder meckern, ja ich weiß, man sollte als Transplantierter keine Tattoos machen lassen. Natürlich sind auch die Ärzte dagegen. Keine Frage, stellt es  ja doch ein Infektionsrisiko da. Und ich werde dies bezüglich, bestimmt  noch ein auf den Deckel bekommen, von meinen Ärzten. Aber dann ist es so. Ändern kann ich jetzt eh nicht mehr. Drauf ist drauf.
    
Und ich will mit diesem Beitrag auch nicht dazu aufmuntern sich nach Tx ein Tattoo stechen zu lassen. Zumal es ehrlich gesagt, Schweine wehtat.
 
Aber warum habe ich mich dann jetzt tätowieren lassen? (Das hätte sich bei mir bestimmt, eh keiner gedacht, das ich das mal mache) 
Weil ... ja warum eigentlich? Ehrlich gesagt, weil ich Lust darauf hatte. Und ich bestimmt schon seit mehr als 15 Jahren darüber nachdenke mir was stechen zu lassen. Früher wollte ich immer ein Dönertier haben. Zum Glück habe ich das nie gemacht. Man sollte ja doch wissen, dass so ein Tattoo für die Ewigkeit ist.
 

 

Meinen Namen, Dickydackel, der seit 25 Jahren zu mir gehört wie mein eigener Name Claudia, den wollte ich schon immer auf meiner Haut haben. Denn das bin ICH: Dickydackel. Unter diesem Namen, kennen mich viele Menschen und reden mich sogar so an. Also war für mich klar, dieser Name muss auf meine Haut. Aber die Stelle, war für mich nicht einfach. Erst wollte ich es auf den Nacken haben, dann als Armband ums Handgelenkt. Nun ist es doch auf die Innenseite des rechten Unterarms gekommen. So dass ich es immer lesen kann, war mir sehr wichtig war. Auf dem Nacken hätte ich es nur im Spiegel sehen können. Und als Armband wäre es oft durch Armbänder versteckt gewesen.
  
Somit wurde auch Dickydackel als erstes bei mir gestochen, denn es sollte definitiv das erste Tattoo sein, was auf meine Haut kommt.
 
Das zweite Tattoo ist ein Schwester Tattoo. Dieses Tattoo haben meine Schwester und ich zusammen entwickelt und gestaltet, bis es uns beiden zusagte. Meine Schwester redet bestimmt auch schon seit 10 Jahren davon, dass wir uns ein Schwester Tattoo stechen lassen sollen. Nun war ich endlich soweit, dass ich einverstanden war. Und so entwickelte sich das. Sie durfte sich das Tattoo dann im Juli zuerst stechen lassen, bis ich dann im September dran war.
Und wollte ich noch eins haben, ein Tattoo im Andenken an meine Spenderin. Also ein Tattoo, mit meinem Tx Datum, Just Breathe und DLTX drauf. Dazu wollte ich eine Lunge als Symbol haben. Ich hatte sonst keine Vorstellung wie es aussehen sollte. Somit habe ich den Tätowierer freie Hand gelassen. Seine Vorstellung war es dann, eine Lunge mit einem Atemzug zu versehen und das möglichst groß, damit man es auch als Statement versteht. Ich war ganz angetan von seinem Vorschlag und nahm diesen an.
 
Ich habe mich natürlich vorher im Internet schlau gemacht, was passieren kann, wenn sich ein Immunsuppressierter Mensch Tätowieren lässt. Es bestand eine 2% Infektionsgefahr. Mehr nicht. Das ist es mit Bus oder Bahn zu fahren und sich dort mit etwas anzustecken, deutlich höher als beim Tätowieren.

Ich konnte mir zuvor das Studio in Ruhe ansehen und ich war dabei wie meine Schwester unser Schwester Tattoo bekam. Somit konnte ich sehen, wie sauber und Hygienisch der Tätowierer Arbeitete. Außerdem habe ich mich mit ihm natürlich über meine Situation unterhalten. So dass er bei mir noch viel mehr auf Hygiene achtete, als sowieso schon. Ich fühlte mich sehr gut aufgehoben bei meinem Tätowierer.
 
Meinen Termin habe ich im März für den September gemacht. Ein halbes Jahr, in dem ich trotzdem immer wieder überlegt habe, ob ich es wirklich tun soll. Ob es nicht doch irgendwie schief gehen könnte. Ob die Wunden gut verheilen würden, schließlich bin ich ja auch noch Diabetikerin. Und noch dazu, ob es nicht echt verrückt war, alle drei Tattoos an einem Termin stechen zu lassen. Aber dann hätte ich es hinter mir. Im Nachhinein bin ich froh, alles in einer Sitzung gemacht zu haben, denn diese Schmerzen waren wirklich für mich die Hölle. Besonders an meinem Unterschenkel. Während des Stechens habe ich oft überlegt, abzubrechen. Aber ich wäre dann wahrscheinlich nie wieder gekommen. Und das hätte doof ausgesehen, ein unfertiges Tattoo.
 
Damit ich aber doch ein bisschen sicher in diesen Termin ging, habe ich mir vorsorglich Antibiotika genommen, zwei Tage vorher und 5 Tage nachher. Ich fühlte mich damit auf der sicheren Seite. Meine Schwester war so nett, leistete mir während des Stechens Gesellschaft. Was auch gut war, da mein Zucker doch in den Keller ging und ich während des Stechens gemütlich mein Süßes Zeug aß. Kuriose Situation.
 
Das ganze dauerte gut 3 Stunden, dann war ich endlich fertig. Die Schmerzen waren nach dem Stechen erträglich. Aber die Tage danach, tat es echt weh. Es brannte, wie die Hölle, ich konnte kaum laufen, noch das Bein irgendwie vernünftig ablegen. Jedes Mal wenn ich das Bein hoch gelagert hatte und es wieder runter lies, das Blut rein floss, wäre ich am liebsten an die Decke vor Schmerzen gesprungen. In dem Moment konnte ich mir nicht vorstellen, dass dieser Schmerz jemals nachlässt. Heute, über 4 Wochen später, merke ich nichts mehr davon. Ich habe die drei Tattoos mehrmals täglich mit Tattoo Creme eingeschmiert. Ich bin nach 5 Tagen in die Badewanne gegangen, aber nur kurz. Es hat den Tattoos aber nicht geschadet. Aber es tat der Haut ganz gut, sich ein wenig zu entspannen.
 
Nun muss ich noch mal zum Nachstechen in zwei Tagen, bereite mich darauf auch mit Antibiotika vor. Ich will eben für mich auf Nummer sich gehen. Und damit ist dann auch das Tätowieren bei mir abgeschlossen, hoffe ich... wer weiß, vielleicht bin ich eines Tages doch noch mal so verrückt und Mutig mir noch eins stechen zu lassen. Aber nur wenn ich absolut überzeugt von dem Motiv bin. Vom Schmerz her, würde ich es nicht mehr tun.
 
Und nun muss ich mit allen Konsequenzen leben, die mir die Ärzte vielleicht wegen der Tattoos jetzt in den Weg legen. Aber hey, es ist MEIN LEBEN und MEIN KÖRPER und MEINE ENTSCHEIDUNG. Ich bin jemand der die Regel in der Regel auch befolgt. Aber ab und an, muss man auch mal das tun, was man für sich richtig hält. Und jetzt mit 40 Jahren, (was als Mukoviszidose Betroffene, ja schon ein geiles Alter ist, was nicht jeder erreicht) kann ich für mich ganz gut entscheiden, was ich will und was nicht. Egal was andere sagen. Ich bin ich und bleibe ich. Ich stehe zu meinen Tattoos.
 
Hier habe ich mich Tättowieren lassen : Hautnah dabei Tattoo & Piercing
 
 
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© by Claudia Krogul